Warum du Extrasystolen und Herzstolpern spürst – und wie du den Kreislauf durchbrichst

Extrasystolen und Herzstolpern gehören zu den häufigsten Beschwerden, die Menschen mit Angst- oder Panikstörungen erleben. Doch warum spüren einige diese Unregelmäßigkeiten so intensiv, während andere sie kaum wahrnehmen? Und viel wichtiger: Wie kann man aus dieser Spirale ausbrechen?

Kann man Extrasystolen überhaupt fühlen?

Immer wieder gibt es Diskussionen darüber, ob Extrasystolen tatsächlich spürbar sind oder ob es sich dabei um eine Überinterpretation des Körpers handelt. Dabei hilft ein Blick auf unsere Nervenrezeptoren: Der menschliche Körper ist so gebaut, dass er an bestimmten Stellen besonders empfindlich ist – beispielsweise an den Fingerspitzen oder der Zunge. Dort ergibt es aus evolutionärer Sicht Sinn, viele Rezeptoren zu haben.

Am Herzen hingegen gibt es keine dichte Vernetzung von Nervenfasern, die uns ein präzises Feedback über jeden einzelnen Herzschlag geben würden. Unser Körper ist nicht darauf ausgelegt, das Herz bewusst zu überwachen – denn das würde zu viel Aufmerksamkeit auf einen automatisch funktionierenden Prozess lenken. Was wir dort spüren, sind oft fehleranfällige Signale, die unser Gehirn fehlinterpretieren kann.

Wie unser Gehirn Wahrnehmung steuert

Ein entscheidender Punkt ist, dass unser Nervensystem bidirektional arbeitet. Das bedeutet: Nicht nur das Gehirn gibt Befehle an den Körper, sondern der Körper sendet auch Signale zurück ans Gehirn. So entsteht ein ständiger Austausch von Informationen.

Ein Beispiel: Wenn wir lachen, sendet das Gehirn den Befehl an unsere Gesichtsmuskeln, sich entsprechend zu bewegen. Gleichzeitig bekommt das Gehirn die Rückmeldung, dass die Muskeln aktiv sind – und schüttet daraufhin Glückshormone aus. Unsere Wahrnehmung funktioniert also nicht nur von oben nach unten, sondern in beide Richtungen.

Das bedeutet auch: Unser Gehirn kann theoretisch jede kleine Muskelbewegung und jeden Herzschlag spüren. Aber – und das ist entscheidend – unser Bewusstsein filtert die meisten dieser Informationen heraus. Wäre das nicht so, würden wir von der Flut an Sinneseindrücken völlig überfordert sein.

Warum Extrasystolen so präsent werden

Wenn du Extrasystolen spürst, hast du dein Gehirn unbewusst darauf trainiert, diese Wahrnehmung in die Realität mit aufzunehmen. Irgendwann hast du dich so sehr darauf fokussiert, dass dein Gehirn gelernt hat: „Das ist wichtig, das muss ich wahrnehmen.“

Das kann man mit einer Glaskörpertrübung im Auge vergleichen. Viele Menschen entdecken zufällig einen kleinen schwarzen Fleck im Blickfeld und überprüfen dann immer wieder, ob er noch da ist. Je mehr man darauf achtet, desto präsenter wird er.

Mit Extrasystolen läuft es genauso: Sie waren schon immer da, doch unser Fokus macht sie zu einem ständigen Begleiter.

Wie du den Kreislauf durchbrichst

Der entscheidende Punkt ist: Solange du nach einer Ursache suchst, warum du Extrasystolen wahrnimmst, wirst du sie weiter wahrnehmen. Das eigentliche Ziel ist aber nicht, zu verstehen, warum sie da sind – sondern zu lernen, den Fokus bewusst auf etwas anderes zu lenken.

Du kannst das Gehirn genauso trainieren, wie du es unbewusst bereits getan hast – nur diesmal in die andere Richtung. Das bedeutet nicht, dass die Extrasystolen sofort verschwinden. Aber je weniger Bedeutung du ihnen gibst, desto mehr tritt die Wahrnehmung in den Hintergrund.

Fazit

Extrasystolen sind oft harmlos, aber die Angst davor kann sie verstärken und dauerhaft ins Bewusstsein rücken. Unser Gehirn ist darauf ausgelegt, nur die wirklich relevanten Informationen zu verarbeiten – wenn wir unserem Nervensystem signalisieren, dass Extrasystolen keine Bedrohung sind, kann es lernen, sie nicht mehr in den Vordergrund zu rücken.

Der Schlüssel liegt nicht darin, sie zu bekämpfen, sondern darin, den Fokus auf das Leben und nicht auf die Symptome zu lenken.

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