Phäochromozytom

Das Phäochromozytom ist eine Erkrankung der chromaffinen Zellen des Nebennierenmarks mit einer Inzidenz von 1/100.000 Personen/Jahr. Es handelt sich um einen Tumor, der Katecholamine produziert, also Noradrenalin, Adrenalin und Metanephrine, welche einen Bluthochdruck verursachen. Maligne Phäochromozytome bilden auch Dopamin. Er ist zu 85 % im Nebennierenmark lokalisiert, kommt jedoch auch in den Nervengeweben des thorakalen und abdominalen Grenzstrangs vor, produziert hier aber fast ausschließlich Noradrenalin.

Symptome

Der Patient klagt vor allem über einen durch Ausschüttung von Stresshormonen bedingten anfallsartigen Bluthochdruck als paroxysmale Hypertonie oder dauerhafte Blutdruckerhöhung, dann als persistierende Hypertonie bezeichnet. Während der Phasen des erhöhten Blutdruckes treten Kopfschmerzen, Schwindel, Herzrasen und Schwitzen auf. Weitere Zeichen sind blasse Haut, Blutzuckererhöhung, eine Leukozytose und Gewichtsverlust. Anfallsweise können Ohnmacht, Übelkeit, Erbrechen, vermehrte Tränen- und Speichelbildung auftreten.

Diagnose

Die Diagnose basiert auf den verdächtigen klinischen Symptomen. Besonders verdächtig sind sporadisch auftretende Bluthochdruckattacken, bei der die gängigen medikamentösen Therapien nicht ansprechen. Da ein Phäochromozytom für den betroffenen Patienten eine sehr ernsthafte Gefahr darstellt, muss eine zuverlässige Labordiagnostik erfolgen.

Für die laborchemische Untersuchung stehen eine Reihe von Verfahren zur Verfügung. Dies sind in erster Linie die Bestimmung der Katecholamine beziehungsweise deren Abbauprodukte aus Urin oder Plasma. Die Bestimmung der Vanillinmandelsäure ist wegen der geringen Sensitivität heute nicht mehr angezeigt. Besser ist die Bestimmung der Katecholamine (Adrenalin, Noradrenalin) aus dem 24-Stunden-Sammelurin oder aus Plasmaproben oder die Bestimmung der Metanephrine aus dem 24-Stunden-Urin. Der Nachteil der vorgenannten Labormethoden ist jedoch, dass weder ein positives noch ein negatives Ergebnis eine sichere Aussage ermöglicht.

Dies ist lediglich durch die quantitative Bestimmung der freien Metanephrine im Plasma möglich. Wenn diese nicht erhöht sind, ist ein Phäochromozytom mit Sicherheit auszuschließen. Die diagnostische Sensitivität dieser Methode ist nahezu 100 %, was in mehreren internationalen Studien gezeigt werden konnte.

Wenn die Metanephrine im Plasma dagegen auch im wiederholten Falle erhöht sind, besteht ein starker Verdacht auf ein Phäochromozytom. Seit jüngster Zeit ist die quantitative Bestimmung der freien Plasma-Metanephrine mit einer Routinebestimmung (RIA- bzw. ELISA Methode) in jedem gut ausgerüsteten Labor durchführbar. Die Plasmaentnahme darf dabei erst nach einer 20-minütigen Ruhephase im Liegen durchgeführt werden, da es sonst zu viele falsch-positive Ergebnisse gibt.

Wenn die Bestimmung der Plasma-Metanephrine wiederholt ein positives Ergebnis bringt, muss eine weiterführende Lokalisationsdiagnostik durchgeführt werden. Dies geschieht mittels bildgebender Verfahren wie Computertomographie und Sonographie oder MRT-Bildgebung.

Differenzialdiagnose

Differentialdiagnostisch müssen andere Tumoren der Nebenniere  ausgeschlossen werden. Bei 98 % der Patienten mit anfallsweisem Bluthochdruck kann ein Phäochromozytom ausgeschlossen werden. Häufig liegt dann eine schwere paroxysmale arterielle Hypertonie vor, die auch als Pseudophäochromozytom bezeichnet wird.

Eine Vielzahl weiterer Krankheitsbilder kann zu anfallsartigem Bluthochdruck führen und muss in die Differenzialdiagnose mit einbezogen werden. Hierzu gehören unter anderem:

  • Angststörung und Panikstörung
  • Hyperthyreose
  • Cluster-Kopfschmerz und Migräne
  • koronare Herzkrankheit
  • Nierenarterienstenose

Therapie

Die chirurgische Therapie erfolgt durch die operative Resektion des Tumors. Mindestens eine Woche vor dem Eingriff wird eine Senkung des Blutdruckes mit einem Alpha-Blocker begonnen. Danach gibt man einen unselektiven Beta-Blocker dazu. Diese Gabe findet statt, da bei der operativen Entfernung des Tumors große Mengen Katecholamine freigesetzt werden, die ohne entsprechende Blocker lebensgefährlich sein könnten. Die Alpha-Blocker müssen in jedem Fall vor den Betablockern gegeben werden, da sonst eine hypertensive Krise droht. Falls bei einem Phäochromozytom zuerst Beta-Blocker gegeben werden, fällt die über den β2-Rezeptor vermittelte vasodilatatorische Wirkung weg und es kommt zum Blutdruckanstieg (Stimulation der α1-Rezeptoren bewirkt eine Vasokonstriktion).

Bei einem einseitigen Phäochromozytom führt man eine totale Entnahme der Nebenniere dieser Seite durch, im Rahmen eines MEN-Syndroms entfernt man beidseitig lediglich das Nebennierenmark. Bei 80 % der Patienten normalisieren sich postoperativ Katecholaminspiegel und Blutdruck.

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