Trichinellose

Die Trichinellose, auch Trichinose genannt, ist eine durch die Trichinen hervorgerufene parasitäre Infektionskrankheit, also eine Parasitose. Trichinen gehören zur Gattung der Fadenwürmer. Sie wird vor allem durch Trichinella spiralis und den Verzehr von rohem Fleisch, meist Schweinefleisch, übertragen. Die Trichinellose unterliegt in der Europäischen Union der Meldepflicht. Sie zeigt sich zumeist unspezifisch in Schwäche, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Später treten Fieber, Muskelschmerzen und Ödeme im Augenbereich auf. In Einzelfällen kann der Herzmuskel befallen werden und die Erkrankung damit tödlich enden.

Verbreitung

Die Trichinen sind durch mehrere Arten weltweit verbreitet. Zur Infektion von Menschen kann es nur durch den Verzehr von nicht durcherhitztem Fleisch kommen, das mit Trichinen, vor allem Trichinella spiralis, belastet ist. Vor Einführung des „Reichsfleischbeschaugesetzes“ unter der Federführung des Politikers, Pathologen und Trichinenexperten Rudolf Virchow um 1900 gab es in Deutschland nach Schätzungen etwa 15.000 Erkrankungen jährlich. Durch die Trichinenuntersuchung sank diese Zahl in 50 Jahren auf unter 5 gemeldete Erkrankungsfälle pro Jahr. Bei den zwischen 2000 und 2009 in Deutschland durchgeführten Trichinenuntersuchungen bei Schweinen wurden lediglich in 4 von etwa 453 Millionen Hausschweinen Trichinen gefunden sowie in 92 von etwa 3,4 Millionen Wildschweinen.

Schadwirkung beim Menschen

Aufgenommene Trichinenkapseln im Muskelgewebe, sog. Muskelzysten, werden im Dünndarm aufgelöst und so die darin enthaltenen Larven freigesetzt. Die Larven bohren sich in das Dünndarmepithel ein und entwickeln sich innerhalb von 30 Stunden zu adulten Tieren (Darmtrichinen), danach findet die Paarung statt. Im Dünndarm bringen die Weibchen lebendgebärend bis zu 1500 Larven zur Welt. Die Larven bohren sich anschließend durch den Dünndarm und erreichen so die Lymphe oder den Blutstrom. Sie treiben durch den Körper und lassen sich vor allem im quergestreiften gut durchbluteten Muskelgewebe nieder. Befallen werden auch Zwerchfell, Augen und Zunge. Ab dem fünften Monat findet im menschlichen Gewebe eine Verkalkung statt, wobei die encystierten Muskeltrichinen vermutlich noch 5 bis 10 Jahre lebensfähig bleiben. Nach einer Inkubationszeit von 8 bis 15 Tagen entwickeln sich aus den zunächst im Dünndarm befindlichen Larven adulte Würmer. Dabei treten neben oft asymptomatischen Krankheitsverläufen auch allgemeine Schwäche, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auf; nach 1 bis 3 Wochen dann Fieber, Muskelschmerzen und Ödeme im Augenbereich (Lidödeme). Diese Symptome halten meist bis zu einem Jahr an und verschwinden danach ohne bleibende Folgen. Als Komplikation kann der Herzmuskel befallen werden, wodurch die Wurminfektion einen tödlichen Verlauf nehmen kann.

Meldepflicht

In Deutschland ist der Nachweis der Erreger Trichinella spiralis nach § 7 Absatz 1 Infektionsschutzgesetz (IfSG) namentlich zu melden, soweit der Nachweis auf eine akute Infektion hinweist. Meldepflichtig sind die Leitungen der Labore usw. (§ 8 IfSG).

Vorbeugung

Wichtigste vorbeugende Maßnahme ist die gesetzlich vorgeschriebene Trichinenuntersuchung, bei der die Kapseln der Larven gezielt erkannt werden. Die Trichinen werden bei Einzelschlachtungen mit einem Trichinoskop nachgewiesen. In Schlachthöfen wird im Regelfall die Verdauungsmethode durchgeführt, bei der Proben verschiedener Tiere enzymatisch aufgelöst werden und das Sediment untersucht wird. Nur bei einem positiven Befund müssen anschließend alle Einzelproben der Charge untersucht werden.

Man kann eine Abtötung der Larven mit Kochen erreichen, dabei muss das Fleisch auf mindestens 65 °C erhitzt werden. Räuchern, Pökeln, Salzen und Trocknen sind laut Angaben des Robert Koch-Instituts keine ausreichend wirksamen Maßnahmen zur Larvenabtötung. Vorsicht ist bei Import von Fleisch aus dem Nicht-EU-Ausland geboten, da in manchen Ländern bei Wild, Haus- und Einzelschlachtungen keine obligatorische Fleischbeschau stattfindet. 

Behandlung

Eine möglichst frühe Behandlung steigert die Erfolgschancen. Eingesetzt werden Mebendazol und Albendazol.

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