Aspiration

Mit dem Begriff Aspiration bezeichnet man in der Medizin das Eindringen von Material (Speichel/Flüssigkeit/Nahrung/Refluat/Kontrastmittel) in die Atemwege bis unter die Glottisebene. Umgangssprachlich wird es als „etwas in den falschen Hals bekommen“ oder „sich verschlucken“ bezeichnet.

Fremdkörperaspiration

Eine Fremdkörperaspiration zeigt sich etwa daran, dass der Patient plötzlich nicht mehr atmen, sprechen und husten kann. Am häufigsten kommt die Fremdkörperaspiration bei Kindern vor. Hauptsächlich betroffen sind ältere Säuglinge und Kleinkinder im Alter von ein bis vier Jahren aufgrund ihrer generellen Tendenz, Gegenstände in den Mund zu nehmen oder in unruhiger Situation etwas zu essen, was eine glatte Oberfläche hat. Die am häufigsten von Kindern aspirierten Fremdkörper sind Erdnüsse, aber auch Bonbons oder kleine Spielzeugteile. Jungen sind dabei mit bis zu 65 % überrepräsentiert. Auch bei Erwachsenen treten Aspirationen von Fremdkörpern auf, beispielsweise wenn jemand bei handwerklichen Arbeiten Nägel oder Schrauben mit dem Mund festhält, dann erschrickt und plötzlich stark einatmet.

Bei der akuten Aspiration eines Fremdkörpers und dessen frühzeitiger Entfernung mittels Bronchoskopie und einer optisch geführten Zange kommen anschließend kaum Entzündungsreaktionen vor. Anders hingegen bei Aspirationen, die längere Zeit nicht behandelt werden: Hier ist vor der Entfernung des Fremdkörpers oftmals eine Behandlung mit Antibiotika notwendig. Besonders bei Aspiration scharf gewürzter oder gesalzener Nahrung kann es nach einer Weile zu starken Reaktionen des Bronchialsystems kommen. Hier muss zusätzlich zur Behandlung mit Antibiotika eine entzündungshemmende Therapie durchgeführt werden.

Die Aspiration eines Fremdkörpers wird auch als Bolusaspiration bezeichnet. Kommt es dabei zu einer kompletten Verlegung der Atemwege durch einen feststeckenden Fremdkörper, besteht ein Notfall, der eine Sofortmaßnahme wie das Heimlich-Manöver oder Schläge mit der flachen Hand zwischen die Schulterblätter in Kopf-Oberkörper-Tieflage erfordern kann.

Aspiration von verschiedenen Substanzen

Aufgrund einer Schluckstörung kann es zu Aspiration kommen. Liegt neben der Aspiration von Nahrung und Flüssigkeiten eine relevante Aspiration von Speichel vor, muss eine Tracheotomie mit Einsetzen einer geblockten Trachealkanüle erwogen werden. Generell ist das Risiko für eine Aspiration erhöht, wenn das Bewusstsein gestört ist, z. B. bei Rauschzuständen durch Alkohol, Drogen oder Medikamente, bei Bewusstseinsstörungen durch z. B. diabetisches Koma, Synkope etwa bei Herzrhythmusstörungen, Krampfanfall, Schädel-Hirn-Trauma etc.

Auch beim Erbrechen in Rücken- oder ungünstiger Seitenlage oder unter unzureichenden Schutzreflexen (Schlucken, Husten) besteht Aspirationsgefahr, insbesondere die Gefahr der Aspiration von saurem Mageninhalt.

Aufmerksam sollten Anwesende werden, wenn es bei einer Person zu einer plötzlichen Hustenattacke kommt, die mit Atemnot einhergehen kann, aber nicht muss. 

Komplikationen

Eine Aspiration kann vom Körper durch Heraushusten der aspirierten Substanz oder des Fremdkörpers selbst behoben werden.

Verbleibt ein Fremdkörper in den Atemwegen, kann dies gefährlich werden. Die wichtigste und fatalste Komplikation – gerade bei Kindern, wegen der noch kleinen Luftwege – ist das Ersticken. Hat ein Kind zum Beispiel eine Bohne in den Luftwegen, so kann diese durch die dort herrschende Feuchtigkeit aufquellen und anschwellen, sodass sie schließlich die gesamte Luftröhre verlegt. Das Kind würde dann ersticken.

Verbleibt der Fremdkörper oder das Aspirat in der Lunge, so kann dies eine Lungenentzündung (Pneumonie) nach sich ziehen. Ursache dieser Entzündung können chemische Reize (durch Magensäure) oder eine Infektion sein. Wird das Aspirat nicht entfernt, können wiederkehrende Lungenentzündungen (Aspirationspneumonien), Atelektasen, Granulationen und Stenosierungen bis hin zum Lungenversagen (ARDS) die Folge sein.

Bei der Aspiration von Wasser ist es für das Ausmaß der kardiopulmonalen Effekte wahrscheinlich unerheblich, ob Salz- oder Süßwasser aspiriert wurde.

Rezidivierende Aspirationen

Unter rezidivierender oder chronischer Aspiration versteht man wiederholtes Eindringen fremder Sekrete wie Magensaft in die Atemwege, was vor allem bei bewusstseinsgetrübten oder neurologischen Patienten vorkommen kann. Wird dies von Pflegepersonen oder Angehörigen nicht bemerkt, spricht man von „stiller Aspiration“. Wenn Aspirationen oder Aspirationspneumonien immer wieder auftreten, kann eine Schlucktherapie durch Logopäden oder Ergotherapeuten indiziert sein.

Aspirationsprophylaxe

Unter einer Aspirationsprophylaxe werden Vorsichtsmaßnahmen verstanden, welche die Gefahr einer Aspiration vermindern. Vor planbaren Operationen zählen dazu unter anderem eine sechs- bis achtstündige Nahrungs- und Flüssigkeitskarenz, das Legen einer Magensonde bei Eingriffen am nicht nüchternen Patienten und die Gabe eines Antazidums vor der Operation.

Bei Patienten mit Aspirationsgefahr wird bereits beim Essen und Trinken der Oberkörper zur Nahrungsaufnahme hoch gelagert und genügend Zeit zum Essen und Trinken eingeräumt. Nach dem Essen bleibt der Oberkörper einige Zeit erhöht, etwaige Essensreste werden gründlich aus dem Mund- und Rachenraum entfernt. Unter Umständen muss ein Absauggerät bereitstehen, um vor dem Essen Sekret aus dem Mund des Patienten entfernen zu können und nach dem Essen evtl. Speisereste abzusaugen.

Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmst du dem zu.

Datenschutzerklärung