Zystitis

Als Harnblasenentzündung, oder auch Zystitis, wird eine Entzündung der Harnblase bezeichnet. Sie gehört zu den Harnwegsinfekten. Die Entzündung der Gallenblase wird als Cholezystitis bezeichnet.

Betroffen sind vor allem Kinder und sexuell aktive Frauen. Im fortgeschrittenen Lebensalter sind auch Männer betroffen, oftmals im Zusammenhang mit einer gutartigen Prostatavergrößerung. In den meisten Fällen handelt es sich um eine aszendierende, also aufsteigende Infektion, deren häufigste Ursache gramnegative Stäbchen aus der Darmflora (Escherichia coli in 77 % der Fälle), aber auch grampositive Kokken, Mykoplasmen, Ureaplasmen, Hefen, Chlamydien, Viren und chemische oder mechanische Reize sind. Begünstigt wird die Zystitis durch Abflussstörungen des Urins aus der Harnblase, Lebensalter, weibliches Geschlecht und medizinische Eingriffe. Die Therapie ist in aller Regel antibiotisch, bei der unkomplizierten Zystitis der Frau sind in der Regel 1–3 Tage ausreichend. Eine gefürchtete Komplikation ist die Nierenbeckenentzündung, die mit hohem Fieber bis hin zur Blutvergiftung und Abszessbildung einhergehen kann.

Des Weiteren gibt es die selteneren, abakteriellen Formen der chemisch oder physikalisch induzierten Harnblasenentzündung. Ein Beispiel für die letztere Form ist die sogenannte Strahlenzystitis nach einer Strahlentherapie im Bereich des kleinen Beckens.

Von der Zystitis abzugrenzen ist die symptomlose Bakteriurie.

Ursachen

Darmbakterien sind die häufigste Ursache einer akuten, unkomplizierten Blasenentzündung, wobei Escherichia coli für 70 bis 95 Prozent der Blaseninfekte verantwortlich zeichnet. Staphylococcus saprophyticus ist in etwa fünf bis zehn Prozent der verantwortliche Keim, seltener sind Proteus mirabilis und Klebsiellen zu finden.

Es bestehen verschiedene Faktoren, die eine Zystitis begünstigen:

  • Aufgrund der anatomischen Verhältnisse (kurze weibliche Harnröhre, Nähe der äußeren Harnröhrenöffnung zur Vagina und zur Analregion) wird ein Kaimaufsteigen bei Frauen begünstigt. In der Postmenopause atrophiert das die Harnröhre abdichtende Epithel, weshalb auch hier Zystitiden häufiger sind. Mit dem Alter kommt es insgesamt jedoch zu einer zunehmenden Angleichung der geschlechtsspezifischen Prävalenz. Grund ist das vermehrte Auftreten einer Prostatahyperplasie beim älteren Mann, mit den dadurch bedingten obstruktiven Miktionsbeschwerden. Bei weiblichen Säuglingen gibt es die „Windel-Zystitis“ infolge Keimaufwanderung durch die kurze Harnröhre. Bei Kleinkindern männlichen Geschlechts und Zystitis ist an Fehlbildungen des Urogenitaltrakts zu denken.
  • Häufiger Geschlechtsverkehr bei Frauen: Mechanische Irritation aufgrund unmittelbarer Nähe der Vagina zur Harnröhrenmündung, Rolle der Sexual- und Analhygiene mit möglichem Keimtransfer.
  • Störungen des Harnabflusses durch eine Einengung (Obstruktion) im Bereich der Harnröhre mit Restharnbildung, z.B. aufgrund einer Harnröhrenstriktur, einer Prostatahyperplasie oder durch Tumoren, Beckenbodensenkung oder Blasendivertikel und vesikoureteraler Reflux.
  • Stoffwechselerkrankungen, insbesondere ein Diabetes mellitus mit Abwehrschwäche und zuckerhaltigem Urin als „Nährboden“ für Bakterien.
  • Blasenverweilkatheter, seltener Einmalkatheterismus.
  • Eingriffe wie eine Blasenspülung oder Blasenspiegelung 
  • Immunsuppression mit Abwehrschwäche.

Symptome

Typische Symptome einer Blasenentzündung sind:

  • Dysurie/Algurie – Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen
  • Pollakisurie – Häufiger Harndrang mit geringen Urinportionen
  • Blasentenesmen – Blasenkrämpfe

Weitere Symptome können sein:

Hämaturie – Blutbeimengung zum Urin, entweder sichtbar als Makrohämaturie oder nicht sichtbar als Mikrohämaturie

Schmerzen im Unterleib

Starker Harndrang mit Urinverlust (Dranginkontinenz) kann ebenfalls auftreten

Fieber tritt bei einer Blasenentzündung nicht auf. Fieber in Verbindung mit den obigen Symptomen weist immer auf die Beteiligung entweder der Nieren oder – beim Mann – der Prostata hin.

Diagnostik

Neben der Erhebung der Anamnese und der körperlichen Untersuchung steht die Urindiagnostik an erster Stelle. Hierzu wird „sauberer Mittelstrahlurin“ genommen, d. h. die erste Urinportion wird verworfen, genau so wie die letzte. Außerdem sollte man beachten, dass man nur 10 ml Urin abnimmt, denn mehr ist zur Diagnostik nicht nötig. Wichtig ist, dass das Genitale vorher gründlich gesäubert wird, damit eine Verunreinigung des Urins mit der normalen Schleimhautflora, mit Fluor vaginalis o. ä. vermieden wird. Es ist auch möglich, den Urin mittels Einmalkatheterisierung oder besser durch eine suprapubische Blasenpunktion zu gewinnen. Diese invasiven Möglichkeiten können auch ambulant eingesetzt werden. 

Ein erster Test erfolgt mit einem Urinteststreifen. Dieser dient dem Nachweis von roten Blutkörperchen, weißen Blutkörperchen und Nitrit. Nitrit wird von vielen der infektverursachenden Bakterien (zum Beispiel auch Escherichia coli) aus Nahrungsnitrat gebildet. In einem weiteren Schritt wird der Urin mikroskopisch untersucht. Hierbei können die oben genannten Zellen, sowie Bakterien und Kristalle identifiziert werden. In einem letzten Schritt erfolgt das Anlegen einer Urinkultur zur genauen Differenzierung des Erregers. Diese dient weiterhin der Bestimmung der Keimzahl und Erstellung eines Antibiogramms, um damit gegebenenfalls eine gezielte Antibiotikatherapie zu ermöglichen.

Zur weiteren Diagnostik gehört die Ultraschalluntersuchung der Nieren und der Harnblase. Bei rezidivierenden Zystitiden ist eine Ausscheidungsurographie zur Beurteilung der Abflusswege und eine Zystoskopie zur genauen Beurteilung der Harnröhre und Harnblase sinnvoll. Auch an die gynäkologische Untersuchung sollte unbedingt gedacht werden, gerade bei älteren Frauen.

Therapie

Die Behandlung einer akuten Blasenentzündung erfolgt mit Antibiotika. Des Weiteren werden eine reichliche Flüssigkeitszufuhr, regelmäßige Blasenentleerung und lokale Wärme empfohlen.

Bei häufig wiederkehrenden Harnwegsinfekten empfiehlt die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Urologie zunächst eine Beratung über ursächliche Risiken (z. B. Geschlechtsverkehr) und mögliche Verhaltensänderungen. Weitere Therapiemöglichkeiten bestehen aus einer längerfristigen Behandlung mit pflanzlichen Therapeutika, dem Zucker Mannose oder Immunprophylaktika.

Pflanzliche Therapeutika spielen im Behandlungsalltag von einfachen Blasenentzündungen eine wichtige Rolle. Bei unkomplizierten Harnwegsinfekten können zum Beispiel Senföle aus Kapuzinerkresse und Meerrettich eingesetzt werden, deren Wirksamkeit durch Studien belegt ist. Für die Senföle ist bisher auch nach Langzeittherapie keine Resistenzentwicklung bekannt.

Die Nierenbeckenentzündung ist eine gravierende Komplikation der Zystitis. Sie entsteht durch das Aufsteigen der Erreger über den Harnleiter in das Nierenbecken und die Nieren. In ihrer maximalen Ausprägung führt diese dann zur generalisierten schweren Infektion, der sogenannten Urosepsis. Beim Mann kann durch Aufsteigen der Erreger in die Samenleiter eine Entzündung der Nebenhoden entstehen.

Da die häufigsten Erreger von Zystitiden und allgemein von Harnwegsinfektionen Darmbakterien sind, ergibt sich logisch die Bedeutung von Analhygiene (auch Vermeiden der „falschen Wischrichtung“) und Sexualhygiene. Alle Sexualpraktiken, die geeignet sind, Darmbakterien in die Scheide und die Region der Harnröhrenmündung zu befördern, begünstigen tendenziell die Entstehung von Zystitiden. Blasenentleerung der Frauen nach Geschlechtsverkehr spült Bakterien aus der Blase.

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