Frühkindlicher Autismus

Der frühkindliche Autismus, auch als Kanner-Syndrom oder infantiler Autismus bezeichnet, ist eine Form des Autismus. Sie beginnt nach der ICD-10 vor dem dritten Lebensjahr und wird zu den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen gerechnet. Diese Form tritt mit einer Häufigkeit von 1:1000 auf, wobei das Verhältnis von Jungen zu Mädchen 3:1 beträgt. 

Symptome

Der frühkindliche Autismus führt zu einer vielfältigen Art von Auffälligkeiten, besonders im Bereich der Entwicklung, des Sozialverhaltens, der Wahrnehmung und der Kommunikation. In manchen Fällen entwickeln sich die Kinder bereits in den ersten Lebensmonaten auffällig. In anderen Fällen verläuft die frühkindliche Entwicklung anfangs (scheinbar) normal, Auffälligkeiten werden teils erst im zweiten oder dritten Lebensjahr sichtbar. Weiterhin gibt es den Verlauf, dass es nach einer anfangs (scheinbar) normalen Entwicklung im zweiten oder dritten Lebensjahr zu einem Verlust der bereits erworbenen sozialen und kommunikativen Fähigkeiten kommt. Es kommt zu qualitativen Beeinträchtigungen wechselseitiger sozialer Aktionen, qualitativen Beeinträchtigung der Kommunikation sowie eingeschränkten Interessen und stereotype Verhaltensmuster. Zudem wird im ICD-10 als Merkmal noch „unspezifische Probleme wie Befürchtungen, Phobien, Schlaf- und Essstörungen, Wutausbrüche, Aggressionen, Selbstverletzungen“ aufgeführt.

Ein Merkmal des frühkindlichen Autismus ist u. a. die Abkapselung von den Mitmenschen. Die Zuwendung zur Primärperson, die für dieses Alter typisch ist, weist deutliche Störungen auf. Der Affekt ist indifferent, die emotionale Schwingungsfähigkeit herabgesetzt. Im direkten Kontakt ist ein verminderter Blickkontakt feststellbar. Für manche autistische Menschen ist es kaum möglich, eine Beziehung zu Personen aufzubauen. Oft scheint es so, als zeigen sie mehr Freude bei der Beschäftigung mit Gegenständen als im persönlichen Kontakt zu Mitmenschen gleichen Alters. Andere zeigen Interesse am Sozialkontakt, leiden dann aber oft darunter, dass sie aufgrund ihrer Probleme im Sozialverhalten bei anderen Menschen anecken und ausgegrenzt werden. Kanner-Autisten haben eine erhöhte Veränderungsangst und starke Sprachauffälligkeiten.

Folgen und Komplikationen

Der frühkindliche Autismus beeinträchtigt das Leben der betroffenen Menschen erheblich und erschwert die Möglichkeiten einer selbständigen Lebensführung. Für die betroffenen Menschen ist es aufgrund der Sprach- und Kommunikationsschwierigkeiten, einer veränderten Wahrnehmung und besonders aufgrund der dadurch bedingten Abkapselung von der Umwelt schwer, sich an die soziale Umgebung anzupassen, Freunde zu finden oder sich in den Rahmen einer Schule oder einer Familie zu fügen. Die Erziehung eines autistischen Kindes stellt die Eltern vor große Schwierigkeiten und ist häufig mit sehr viel Stress verbunden. Auch nur leicht autistische Menschen geraten in Gefahr, bei den Menschen in ihrer Umgebung anzuecken, weil sie etwa die sozialen Regeln nicht kennen oder sie nicht anwenden können. Viele Kanner-autistische Menschen sind auf intensive und lebenslange Betreuung angewiesen.

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