Hodenhochstand

Als Hodenhochstand wird die Position eines Hodens bezeichnet, der vorübergehend oder dauernd außerhalb des Hodensacks liegt. Die Ursache ist ein gestörter Hodenabstieg.

Die Bedeutung einer frühzeitigen Erkennung und Behandlung folgt aus der Tatsache, dass Hodendystopien (neben der Varikozele) die häufigste Ursache für spätere Fertilitäts­störungen des Mannes sowie die einzig gesicherte Ursache für das Auftreten von bösartigen Hodentumoren sind.

Grundlagen

Da der Hoden wie das Ovar aus einer gemeinsamen Gonadenanlage retroperitoneal in Höhe der Nieren entsteht, müssen beide Hoden eine „Wanderung“ vom Ort der primären Bildung bis in das entsprechende Skrotalfach des Hodensacks unternehmen, den sogenannten Hodenabstieg. Er beginnt beim Menschen ab der 5. Embryonalwoche.

Der erfolgreiche Abstieg in den Hodensack (Skrotum) ist beim Menschen eines der Reifezeichen des Neugeborenen.

Es gibt die Annahme, dass die Einnahme von Analgetika während der Schwangerschaft zu einem erhöhten Risiko von Hodenhochstand führen kann.

Häufigkeit

Ungefähr 3–6 % der reifen männlichen Neugeborenen und etwa 30 % der Frühgeborenen (aber 100 % aller männlichen Frühgeburten mit einem Geburtsgewicht von weniger als 900 Gramm) weisen noch eine ein- oder beidseitige Lageanomalie des Hodens auf. Nach Ende des ersten Lebensjahres ist das Vorkommen auf ca. 0,7 % gesunken.

Hodenhochstand

Entsprechend dem Wanderungsende unterscheidet man den Kryptorchismus, die Anorchie, den Leistenhoden, einen Gleithoden und den Pendelhoden.

Bei einem Kryptorchismus ist der Hoden nicht auffindbar. Er liegt in der Regel im Bauchraum. Davon muss eine fehlende Hodenanlage, die Anorchie, abgegrenzt werden. Beim Leistenhoden ist der Abstieg des Hodens aus dem Bauchraum im Leistenkanal zum Stillstand gekommen. Bei einem Gleithoden lässt sich wohl durch sanften Druck in den Hodensack verlagern, nimmt aber seine ursprüngliche Position im Leistenkanal aufgrund eines zu kurzen Samenstranges sofort wieder ein.

Pendelhoden, Wanderhoden: Der Hoden befindet sich, zum Beispiel bei sexueller Erregung abwechselnd im Leistenkanal und im Hodensack. Dies ist im Allgemeinen nicht behandlungsbedürftig und stellt normalerweise für sich alleine keine Bedrohung für die Fruchtbarkeit dar.

Diagnostik

Die Diagnostik geschieht durch Inspektion, beidhändige Palpation, Ultraschalluntersuchung und wird ergänzt durch eine Laparoskopie. Die Computertomographie und die Magnetresonanztomographie spielen nur eine untergeordnete Rolle. Bei durch bildgebende Diagnostik nicht darstellbaren Hoden sollte durch Bestimmung von Testosteron-, FSH- und LH-Spiegeln nach funktionellem Hodengewebe gesucht werden.

Folgen

Die wesentlichsten medizinischen Konsequenzen der verschiedenen Lageanomalien sind die Gefahr der Entstehung bösartiger Hodentumore und die einer resultierenden Zeugungsstörung (Impotentia generandi).

Therapie

In den ersten sechs Lebensmonaten wird der Verlauf abgewartet und kontrolliert. Ist bis dahin der Hoden nicht dauerhaft im Hodensack tastbar, so kann eine Hormontherapie erfolgen, die den spontanen Abstieg des Hodens fördern und die Reifung der Keimzellen stimulieren soll. Bleibt diese Therapie erfolglos, so empfiehlt sich eine operative Fixierung der Hoden im Hodensack. Für die operative Behebung einer Lageanomalie des Hoden bei Säuglingen werden sowohl die offene Operation, als auch die Operation via Laparoskopie angewandt. Zweitere hat sich durch ihre minimal invasive Schädigung des Gewebes bewährt, durch die der Heilungsprozess verkürzt wird.

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