#40 Schritt 6 – Das Löwenbild – mit dem Verhalten das Gefühl beeinflussen

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So kannst Du mit Deinem Verhalten Deine Gefühle beeinflussen

Normalerweise denken wir häufig: Je nachdem, wie ich mich fühle, verhalte ich mich auch. Wenn ich morgens noch müde zur Kaffeemaschine gehe, dann wird das auch mit einer entsprechenden Körpersprache einhergehen.

Und ich komme auch zu dem Gedanken: Je nachdem, wie ich zur Kaffeemaschine gegangen bin, bekomme ich dort auch ein entsprechendes Gefühl. Gehe ich gebückt zur Kaffeemaschine, kommt ein anderes Gefühl, als wenn ich aufrecht und energievoll zur Kaffeemaschine gehe. Und ich könnte noch sagen: Heute ist der beste Tag der Welt!

Und diese Idee schauen wir uns nun genauer an

Schon vor längerer Zeit haben sich zwei Wissenschaftler unabhängig voneinander um die folgende Frage gekümmert: Wie entsteht eigentlich ein Gefühl? Das war 1863 und die beiden Wissenschaftler hießen William James und Carl Lange.

Daher ist sind deren Theorien auch unter dem Namen „James-Lange-Theorie“ bekannt. Man hat sich an der Stelle folgendes gefragt: In unserem Körper kann organisch eigentlich nur Stress und weniger Stress existieren. Wie kann dann daraus die breite Palette an Gefühlen in uns Menschen entstehen?

Das Löwenbild

Die James-Lange-Theorie erkläre ich in der Praxis gerne anhand des sogenannten Löwenbilds. Stell Dir vor, Du stehst in einem Zoo. Und in weiterer Entfernung kommt ein Löwe auf Dich. Vielleicht hat jemand vergessen, das Tor zum Löwengehege zu schließen. Logischerweise hast Du Angst, vom Löwen gefressen zu werden, und würdest weglaufen. Schauen wir uns diesen Prozess genauer an.

Der Löwe ist ein Trigger. Denn er löst in Deinem Gehirn etwas aus. Er löst eine Sympathikusreizung oder auch Stressreaktion aus. Dadurch, dass Du Angst vor dem Löwen hast, rennst Du weg. Nach der James-Lange-Theorie ist hier allerdings ein Unterschied enthalten.

Die Theorie besagt, dass Dein Gehirn angetriggert wird und mit einer Sympathikusreizung reagiert. Und jetzt kommt der Unterschied: Je nachdem, wie Du Dich verhältst, kommt es auch zu einem entsprechenden Gefühl.

Das bedeutet: Nicht weil Du Angst hast, läufst Du vor dem Löwen weg. Sondern weil Du in dem Moment vor dem Löwen wegläufst, kommt es zu einem Gefühl der Angst. Die James-Lange-Theorie wird immer noch heiß diskutiert. Man hat sich in der heutigen Psychologie noch nicht endgültig darauf geeinigt, ob Angst ein Gefühl oder ein reflexhaftes Verhalten darstellt.

Wir wollen aber nicht mitdiskutieren, sondern uns um etwas anderes kümmern. Wir schauen uns die Frage an: Wie kannst Du die Erkenntnisse aus der James-Lange-Theorie für Dich nutzen? Dafür betrachten wir uns noch einmal die einzelnen Prozessschritte.

Das läuft in Deinem Gehirn ab

Der Trigger ist eine Variable. Die Sympathikusreziung oder Stressreaktion ist eine Konstante. Die Art und Weise Deines Verhaltens ist wieder eine Variable. Du könntest in Zukunft versuchen, den Trigger als Variable zu vermeiden. Du könntest aber auch an anderer Stelle mit ähnlichen Triggern konfrontiert werden. Letztlich müsstest Du immer weiter versuchen, Trigger zu vermeiden. Das könnte darin enden, dass Du das Haus nicht mehr verlassen kannst. Diese Störungsform ist auch unter dem Begriff einer „Agoraphobie“ bekannt. Und da wollen wir absolut nicht hin, weshalb die Vermeidung der Trigger entfällt.

Die Sympathikusreizung ist eine Konstante. Das ist wie eine Reflexprüfung beim Hausarzt. Diesen Reflex können wir uns gar nicht wegtrainieren.

Interessant ist deshalb die Variable des Verhaltens. Je nachdem, wie Du Dich verhältst, kommt es auch zu einem entsprechenden Gefühl. Bei Deinem Zoobesuch könnte eine Alternative zum Weglaufen so aussehen: Du siehst den Löwen und wirst angetriggert. Deine Körper reagiert mit der Stressreaktion.

Und dann machst Du Dir aber folgende Gedanken: Wie könnte ich mich jetzt gerade bewusst verhalten? Du könntest Dich gegen den nächsten Baum lehnen und warten, dass der Löwe an Dir vorbei geht. Darauf bekommst Du ein anderes Gefühl, als wenn Du wild schreiend davon läufst. Es ist vermutlich nicht sinnvoll, sich an den nächsten Baum zu lehnen. Allerdings wird über dieses Extrembeispiel ersichtlich, dass das Verhalten das darauf folgende Gefühl beeinflussen würde.

Auf das Wegrennen folgt ein anderes Gefühl, als wenn ich mich entspannt gegen einen Baum lehne. Achte in Deinem Alltag bewusst auf folgende Aspekte: Es wird Situationen in Deinem Alltag geben können, in denen Du Dich mit Angst konfrontiert siehst. Vielleicht resultiert dabei die Angst gar nicht aus der Sache an sich, sondern wie Du Dich in einer bestimmten Situation verhalten hast.

Das kannst Du tun, um Deine Angst zu verändern

Beobachte einmal genauer Deine Gedanken und Deine Körpersprache. Hatten diese eher mit Angst zu tun? Und wenn ja, welche Gedanken und Verhaltensweisen möchtest Du in Zukunft bewusst an diesen Stellen beobachten können? Zum Beispiel eine Körpersprache, die mehr mit Ruhe, Entspannung und Gelassenheit einher geht. Wenn Du irgendwo sitzt und fühlst Dich nicht wohl, wirst Du tendenziell vorne an der Stuhlkante sitzen.

Lehne Dich erst einmal zurück und sei entspannt. Schau trotzdem schon einmal, wo die Tür ist. So weiß Dein Kopf, wo Du im Zweifel flüchten könntest. Darauf wird ein anderes Gefühl folgen als wenn Du Dein Verhalten nicht bewusst verändern würdest.


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